Maxime Valvini verbindet Kampf- und Schauspielkunst in seiner ersten Schauspielrolle überhaupt, mit der ihn «Platzspitzbaby»-Regisseur Pierre Monnard in seinem neuen Spielfilm «Bisons» betraut hat.
Um den Verkauf ihres elterlichen Bauernhofs zu verhindern, lassen sich Steve (Maxime Valvini) und sein Bruder Joël (Karim Barras) auf zwielichtige Wettkämpfe ein. Das winterliche Drama wird von Valvinis intensiver Kamera-Präsenz getragen und wird für den Schweizer Filmpreis hoch gehandelt.
Maxime Valvini, gleich mit Ihrem ersten Engagement haben Sie eine Hauptrolle bekommen. Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?
Maxime Valvini: Ich habe eine Zeit lang als Tontechniker an Filmsets gearbeitet und dabei Schauspielerinnen und Schauspieler bei ihrer Arbeit beobachtet – manche waren richtig gut, andere weniger. Mich interessierte die Performance der Darstellenden, die gibt es im Sport genauso wie im Kino und im Theater.
Und wie wurden Sie dann vom Jiu-Jitsu-Sportler zum Schauspieler?
Ein Freund, den ich vom Set kenne, hat mich Pierre Monnard vorgestellt. Er wollte Testaufnahmen machen und war auf der Suche nach einem Schwinger, also nach dem, was ich als Jugendlicher gemacht habe. Ich bekam also einen Anruf und wurde gefragt: Hast du am Samstag Zeit? Und ich habe ja gesagt. So lernten wir uns kennen. Zwischen uns hat es sofort geklickt. Ich war richtig aufgeregt, die Herausforderung anzunehmen. Zur Vorbereitung auf die Rolle habe ich 2 ½ Jahre mit Thibault Evrard und vor allem mit Bruno Todescini zusammengearbeitet, sie haben mir das Schauspielern beigebracht.
Welchen Bezug hat die Figur Steve zu Ihrer Person?
Um Steves Reise zu verstehen, habe ich das Drehbuch tausendmal gelesen. Das Leben ist hart für ihn, aber so soll es auch sein. Ich fand einige Parallelen zu meinem Leben: Wie viele junge Leute war auch ich als Teenager sehr verschlossen. Steve ist ein kräftiger Bursche, er arbeitet mit seinem Körper, aber er ist nicht gut mit Worten. Am Ende kannte ich Steve, als wäre er mein bester Freund, der dir zum zehnten Mal dieselbe Geschichte erzählt.
Klingt, als hätte Sie die Figur auch ein bisschen genervt?
Ja und nein. Sein Schweigen hat mich genervt. Wenn er versuchte, sich wie ein guter Bauernjunge zu verhalten, der sein Schicksal hinnimmt. Steve hat keine Freunde. Ich wollte ihm sagen: Ruf doch einfach einen Kumpel an und hab Spass!
Sein Bruder Joël, zu dem er anfangs ein schwieriges Verhältnis hat, wird für Steve zu dieser Person. Aber er ist auch ein schlechter Einfluss?
Ich mag Joël. Er ist es, der seinem Bruder die Welt näherbringt. Durch ihre gemeinsamen Abenteuer wird Steve erwachsen. Auch die Idee, mit Bisons ihre Farm zu retten, kommt von ihm.
Für mich schien der Bison Steves «spirit animal» zu sein – der sanfte Riese.
Ja, aber die Bisons stehen auch für eine Lebensweise. Sie sind sehr starke Tiere, die Kälte und Wind überstehen können. Joël zeigt seinem Bruder die Bisons, um ihm zu demonstrieren, wozu sie fähig sind: Wir sind zwei Tiere, die nur den Sturm überstehen müssen. Joëls Figur verkörpert den Kampfgeist.
Sie sind ein professioneller Kampfsportler, wie echt waren die Kämpfe im Film?
Es war sehr körperlich. Die Stuntmen waren sehr gut, und wir konnten uns gegenseitig wie in einem echten Kampf treffen. Die Szenen waren sehr nah an der Realität.
Was fasziniert Sie am Kampf?
Man kann im Kampf nicht lügen: Es ist eine Herausforderung zwischen dir und dir. Ich liebe es, zu gewinnen, aber manchmal verliert man auch. Dadurch bin ich zu einem besseren Menschen geworden. Andere reden vom Gewinnen, aber für mich geht es mehr um den Prozess. Mein Körper ist ein Werkzeug.
Joël und Steve gehen zu illegalen Wettkämpfen, waren Sie jemals bei einem dabei?
Nein. Ich habe nur Videomaterial gesehen. Aber da ich an vielen Profiwettkämpfen teilgenommen habe, war dieser Teil der Schauspielerei der einfachste für mich.
Welche Szenen waren für Sie die grösste Herausforderung?
Die mit dem kleinen Jungen. Steve erklärt ihm im Schnee, wie man schwingt. Als ich sie zum ersten Mal las, wusste ich, dass es eine Herausforderung sein würde – grundlos. Der Junge war niedlich und ich habe schon früher Kinder trainiert, das war für mich okay. Ich denke, es ging darum, was Steve in diesem Moment sagt. Das ist nicht das, was ich gesagt hätte.
Es ist der Moment, in dem Steve die Moral des Schwingens erklärt. Was hätten Sie in diesem Moment gesagt?
Etwas wie: Die Disziplin, die wir brauchen, um Sport auf so hohem Niveau zu betreiben, lässt sich auf viele Lebensbereiche übertragen. Alle Kraft, die ich brauchte, um mich auf meine Rolle vorzubereiten, habe ich von der Disziplin, die ich bei der Vorbereitung auf Wettkämpfe gelernt habe. Jiu Jitsu hat mir gezeigt, wer ich wirklich bin, wenn ich kämpfe.